Vom Ur- zum Jungwolf

Ein Streifzug durch die Generationen

Stefan Wolk und Jannis Harenz erzählen von ihrem persönlichen Start bei den Wölfen – ein Interview

Wir blicken mittlerweile auf fast 20 Jahre Baseball- und Softballtradition der Wölfe in Lauf zurück. 2002 wurde die Baseball-Abteilung des TV 1877 gegründet (mehr Details dazu unter Geschichte). Nach so viel Zeit wird man doch etwas nostalgisch und wir haben uns in diesem Zuge gefragt, wie unsere aktiven Spielerinnen und Spieler ihren persönlichen Start bei den Wölfen erlebt haben.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir den Urwolf Stefan Wolk (Trikotnummer #66, 55 Jahre), der aktuell in der Landesliga– und der Hobby-Mannschaft mitspielt und Jannis Harenz (Trikotnummer #11, 16 Jahre), der von der Jugend– zur Landesliga-Mannschaft kam und nun anstrebt, bei der Bayernliga-Mannschaft 2021 mitzuspielen, in ein Interview geholt.

Stefan Wolk, wenn du heute zurückdenkst… Wie war für dich der Anfang bei den Wölfen?

Stefan Wolk:

Dazu muss ich etwas ausholen. Ich habe ein paar Jahre in Amerika gelebt und zu dieser Zeit mit guten Freunden aus Kanada Baseball gespielt. Als meine Frau im Herbst/Winter 2002 dann meinte, dass ich doch bei den Wölfen mitmachen könnte, ging ich spontan zum Probetraining. Man kann sagen, ich kam kurz nach Vereinsgründung dazu. Zu dem Zeitpunkt gab es 40 bis 50 Mitglieder – gleich zur Gründung waren das schon echt viele.

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Für mich war es damals völlig neu und verrückt, ich kannte schon richtige Baseballplätze und hier war alles sehr elementar. Wir haben einen Mount (Anmerkung der Redaktion: Werferhügel) selbst gebaut, die Bases waren Kissen, die mit Heringen befestigt wurden, aber wir haben trotzdem ein regelkonformes Spielfeld geschaffen. Neben Trainingseinheiten in der Halle, spielten wir auch auf der Pegnitzwiese in Lauf und später auf dem heutigen Fußballplatz des TV 1877, der damals noch ein holpriger Bolzplatz war.

Stimmt, von diesem Bolzplatz hört man heute noch viel. Bis zur Fertigstellung des Raiffeisen-Stadions im Juli 2015 spielten die Wölfe ihre Heimspiele dort, wie man hört. Spielen war darauf recht abenteuerlich oder?

Jannis Harenz:

Vor allem hat man auf diesem Platz viele Bälle gebraucht, glaube ich.

Stefan Wolk:

Ja, allerdings! Nach jedem Spiel oder Training gab es erst mal eine Wanderung durch den Wald auf der Suche nach verlorenen Bällen. Es landeten viele davon im Unterholz, da dieses direkt an das Outfield grenzte.

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Jannis Harenz:

Dazu fällt mir ein, dass ich als Kind mal bei einem Spiel zugeschaut habe. Mein Vater nahm mich und meinen Bruder damals mit und ich durfte sogar einen Ball als Souvenir mitnehmen. Wahrscheinlich habe ich dich da sogar spielen sehen, Stefan.

Wie hast du das Team damals erlebt, Stefan?

Stefan Wolk:

Ich erinnere mich, dass Kameradschaft und Disziplin groß geschrieben wurden. Die Disziplin hatte damals Andreas Bickel mit eingebracht. Er war damals unser Trainer und kam ursprünglich von den Fürth Pirates. „Zu spät kommen“ oder „Gürtel zum Spiel vergessen“, wurde zum Beispiel mit 2 € in die Team-Kasse geahndet. Das war überraschend wirkungsvoll.

Und wie sieht es bei dir aus, Jannis? Wie hast du zu den Wölfen gefunden? Was hat dir im Baseball immer am meisten Spaß gemacht?

Baseball begleitet mich eigentlich schon mein Leben lang. Mein Vater kam bei einem Schüleraustausch in den 80er Jahren in den USA zum ersten Mal mit dem Sport in Kontakt und war vom ersten Moment an davon begeistert. Diese Leidenschaft gab er dann später an meinen Bruder Fabian und mich weiter. Zusammen schauten wir von da an viele Spiele im Fernsehen an. Carlos Santana, der lange Zeit bei meiner Lieblingsmannschaft den Cleveland Indians spielte, hat mich immer am meisten begeistert.

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Kurz nach dem Bau des neuen Baseballfeldes schauten Fabian und ich dann bei einem Training vorbei. Wir besaßen sogar schon ein wenig Baseballausrüstung. Ich erinnere mich noch, dass ich damals mein Santana-Trikot anhatte. Ein paar Bälle haben wir mit unserem verbeulten Schläger auch geschlagen. Das Probetraining war eine tolle Erfahrung und etwas ganz Neues. Mein Bruder Fabian war ab da sofort dabei, aber ich kam erst 2 Jahre später dazu. Zu der Zeit habe ich nämlich auch noch Handball, Fußball und Gitarre gespielt. Handball spiele ich auch heute noch und besonders toll finde ich, dass sich Baseball so gut mit Handball kombinieren lässt, da sich die Saisons kaum überschneiden.

Und jetzt die Frage aller Fragen: Wie kam es dazu, dass mittlerweile fast die ganze Familie Harenz auf dem Feld steht?

Jannis Harenz:

Baseballverrückt waren wir ja irgendwie schon immer. Aber das neue Feld war für Fabian und mich dann der Anlass, selbst den Ball in die Hand zu nehmen.

Mein Vater hatte damals noch Fußball gespielt, musste das aber wegen seiner Knieprobleme beenden. Daran, wirklich selbst Baseball zu spielen, dachte er eigentlich nicht. Aber irgendwann fehlte bei einem Spiel mal der neunte Mann und Abteilungsleiter Johannes Baßfeld hat ihn spontan am Vorabend gefragt, ob er denn einen Handschuh hätte. Am nächsten Tag stand er mit seinem 30-Jahre-alten „Handschuh-Lappen” und mit Jogginghosen auf dem Feld und ist seitdem mit Feuereifer dabei. Meine Mutter kommt mittlerweile auch zu fast jedem Spiel und macht fleißig Fotos!

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Noch eine Frage an dich, Stefan: Hattest du eigentlich einen Mentor? Jemanden, den du bewundert oder zu dem du aufgeschaut hast?

Stefan Wolk:

Wie gesagt, lebte ich ein paar Jahre im Ausland und dort spielte ich schon Baseball. Von meinem Wohnort aus fuhr ich immer mal wieder über die Grenze nach Kanada. Wir haben bis heute ganz enge Freunde dort, die ich oft besuche. Mit ca. 30 Jahren kaufte ich meinen ersten Baseballhandschuh, um auf der Farm mit eben diesem „Catch” zu spielen. Mein Vorbild damals war tatsächlich der 5-jährige Dimitri. Auf der großen Farm standen Apfelbäume, um die wir uns einander die Bälle zuwarfen.

[stm_coach_excerption name=“Stefan Wolk“ excerption=“Was diese Sportart auch noch so besonders macht: Man kann Baseball mit allen Altersgruppen zusammen spielen.“ photo=“2453″]

Außerdem war da noch Philip Dresel. Der war Bundesliga- und Nationalspieler und pitchte linkshändig bei den Fürth Pirates (ca. 2005). Zu ihm, könnte man sagen, habe ich aufgeschaut. Ich habe ihn bei Spielen der Europameisterschaften gesehen und er hat mich schon stark beeindruckt. Eine Zeitlang spielte er auch bei den Wölfen.

Was auch cool ist, ist, dass du mit allen Altersgruppen zusammen spielen kannst. Die Familie Harenz kann zum Beispiel zusammen im selben Spiel auf dem Platz stehen. 

Und selbst wenn es auf dem Feld mal härter zugeht: Danach sitzt man trotzdem freundschaftlich zusammen, unterhält sich und lacht darüber.

Jannis Harenz:

Ja, das stimmt, Sportlichkeit und Fairness wird beim Baseball wirklich groß geschrieben.

Wie sieht es bei dir mit einem Vorbild aus? Gibt es auch in anderen Teams jemanden, den du bewunderst, Jannis?

Jannis Harenz:

Natürlich fasziniert mich immer noch Carlos Santana. 

In meiner Zeit bei der Jugend-Mannschaft war ich von Nils Schmidt beeindruckt. Mich mit ihm einzuwerfen war etwas Besonderes, da er extrem weit werfen konnte und ich hatte viel Respekt vor ihm.

Außerdem darf unser ehemaliger Coach „Joe” (Joseph Germaine; bis 2018 bei den Laufer Wölfen) hier auch auf keinen Fall fehlen. Er war ein tolles Vorbild, konnte irgendwie alles und war zudem sehr bodenständig und total sympathisch.

Was war dein schönstes Spiel, das du gepitcht hast, Stefan?

Stefan Wolk:

Hm, wenn ich so zurückdenke, war das das Aufstiegsspiel gegen die Augsburg Gators. Der Pitcher der Gegner war richtig schnell. Ich persönlich war beim Pitchen nie schnell, aber hatte sehr gute Kontrolle. Die Gegner dachten scheinbar, sie hätten den Sieg schon in der Tasche und hatten Sekt bereitgestellt. Das Schöne am Baseball hier wieder: Wir haben gewonnen, danach den Sekt geschenkt bekommen und dann noch zusammen gefeiert.

Wart ihr dabei, als im Sommer 2015 das Raiffeisen-Stadion eröffnet wurde? Wie empfandet ihr den Moment?

Jannis Harenz:

Das Feld übte eine große Faszination auf mich aus. Im Vorbeigehen nach dem Handball-Training habe ich immer beobachtet, wie es allmählich Form annahm: Erdhügel wurden aufgetürmt, verteilt und Stück für Stück entstand ein wahnsinnig schönes Baseballfeld – das Raiffeisen-Stadion. Das Gefühl, als ich dann nach der Fertigstellung das erste Mal darauf stehen durfte, war unbeschreiblich.

Stefan Wolk:

Ich war leider bei der Eröffnung damals nicht dabei, denn ich war beruflich unterwegs. Ich erinnere mich aber noch, dass es bis dahin viele Höhen und Tiefen, auch ein Hin und Her mit Grundstück und Finanzierung gab. Christian Mayer hat sich hier hauptsächlich engagiert und eingebracht. Als ich zum ersten Mal auf dem Feld stand, konnte ich es gar nicht glauben. Was hatten wir von dem Bolzplatz gebrochene Nasen und gebrochene Finger, weil der Ball ständig blöd absprang. Das war ab da vorbei!

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Zum Abschluss möchte ich euch noch einladen, das Wort an unsere Fans zu richten. Was möchtet ihr Ihnen sagen?

Stefan Wolk:

Kommt vorbei und schaut zu! Baseball ist der geilste Sport der Welt!

[stm_coach_excerption name=“Jannis Harenz“ excerption=“Jedes einzelne Training und jedes einzelne Spiel mit den Wölfen macht wahnsinnig viel Spaß! Ob man zu zweit Schlagen übt, oder mit vielen anderen im Training ein Spiel simuliert, Baseball ist einfach immer toll!“ photo=“2450″]

Jannis Harenz:

Schaut euch ein Baseballspiel an und probiert den Sport unbedingt selbst aus. Gerade die jetzige Zeit ist die perfekte Gelegenheit, um damit anzufangen. Vermutlich wird Baseball wohl eine der ersten Sportarten sein, der man wieder nachgehen darf, denn hier ist man an der frischen Luft und kann den Abstand problemlos einhalten.

Jeder kann mitspielen und wie bereits erwähnt lässt sich Baseball auch wunderbar mit anderen Sportarten kombinieren. 

Danke euch für eure Zeit, die spannenden Geschichten und hoffentlich auf bald auf unserem geliebten Baseballfeld!

Beim Interview hörte man heraus, wie viel die zwei gerne noch erzählt hätten. Vielleicht trefft ihr sie mal bei einem offiziellen Spiel und kommt mit Ihnen ins Gespräch. Es gibt sicherlich noch viele Geschichten von damals und heute.

Zum Entstehungszeitpunkt des Interviews ist die Lage allerdings weiter ungewiss. Ob wir regulär in eine Saison 2021 starten können, berichten wir natürlich wieder hier oder auf unseren sozialen Kanälen. Bis dahin freut euch auf weitere Artikel und spannende Beiträge!

#Restart #TrainOn